"SSS "Gorch Fock"
Arbeitsvorgänge in der Takelage I

Verhältnisse und Zusammenhänge in der Takelage

Wie die beiden Parten eines Tampens, der über eine Rolle läuft, in einem festen Verhältnis zueinander stehen, so stehen in genau demselben Verhältnis zueinander:

a) Leetoppnant und Hals (von Fock- und Großsegel)
b) Leetoppnant und Leebrass
c) Niederholer und Fall der Stagsegel (Drehpunkt bildet Schothorn unter berücksichtigung der Schot)
d) Schot und Geitau der Rahsegel
e) Luv- und Leebrass
f) Besanschot und Bullentalje

Die Veränderung des einen wirkt sich direkt auf das andere aus und verlangt entsprechende Berücksichtigung.

Toppnanten:

a) Die Bedienung der beweglichen Toppnanten bewirkt eine vertikale Bewegung der Rah. Soll also beim Setzen der Untersegel der Hals steifgesetzt werden, um damit das Luvschothorn nach unten zu holen, kann das nur dadurch unterstützt werden, indem die entgegengesetzte, also die Leerahnock, gehoben wird. Das aber geschieht, sobald der Leetoppnant geholt wird. 

b) Wird der Leetoppnant geholt, ist nötigenfalls die Leebrass zu berücksichtigen und zu schricken. Es käme sonst im Endeffekt evtl. zu einem ungewollten weiteren Anbrassen der Rah.

c) Beim Vorschoten der Untermars müssen die Toppnanten der Unterrahen lose gegeben werden, um die Schothörner der Untermars gleichmäßig dicht an die Fockrah zu bekommen. Daher geht das Vorschoten der Untermars normalerweise vor dem Fallen der Untersegel vor sich, so daß auch der Hals der Untersegel erst gesetzt wird, wenn die Untermars bereits gesetzt ist. 

Niederholer und Fallen stehen mit den Stagsegeln in direkter Verbindung. Das Segel kann mittels des Falles nur geheißt werden, wenn der Niederholer los ist, und es kann nur mittels Niederholer geborgen werden, wenn das Fall weggefiert wird.

Schoten und Geitaue der Rahsegel hängen genau so aneinander wie Niederholer und Fallen der Stagsegel. Wird ein Rahsegel aufgegeit, so wird im gleichen Maße, wie das Geitau geholt wird, die Schot lose gegeben. Umgekehrt müssen beim Vorschoten des Segels die Geitaue lose gegeben werden, um die Schothörner der Segel gut durchsetzen zu können.

Luv- und Leebrassen:
Die Brassen bewirken die horizontale Bewegung der Rahen. Luv- und Leebrass stehen also in direkter Verbindung zueinander. Was bei der einen geholt wird, muß bei der anderen gefiert werden.

 

Arbeitsvorgänge in der Takelage

Man unterscheidet die Segelrollen des Segelsetzens, des Segelbergens und des Segelreefens. Während Segelsetzen und Segelbergen sowohl exerziermäßig als auch (bei schwerem Wetter oder zahlenmäßig geringem Personal) arbeitsmäßig durchgeführt werden kann, wird das Segelreefen grundsätzlich nur arbeitsmäßig vorgenommen.

Kommandos und Arbeitsvorgänge beim Segelsetzen:
(Besatzung steht nach Toppsaufstellung an Deck)

 1. Alle Segel setzen, Toppsgasten von beiden Wachen---- Enter auf!
     Toppsunteroffiziere und Toppsgasten entern auf.
 2. Tauwerk nieder zum Segelsetzen, Schoten an Stbd. (Bb.)!
     Tauwerk wird von den Nägeln genommen, Schoten auf befohlener Seite genommen.
 3. Segel los----Oberrahgasten----Enter auf!
    
Royal-, Bramrah- und entsprechende Stagsegelgasten entern auf.
 4. Enter auf!
     Alle übrigen Gasten entern auf.
 5. Leg aus!
     Die Rah- und Besangasten legen aus und machen alle Segel los.
 6. Unter- und Untermarssegel----laß fallen!
     Die befohlenen Segel werden fallen gelassen, die Rahgasten entern nieder.
 7. Laß fallen!
    
Alle übrigen Segel werden fallen gelassen, die Rahgasten entern nieder.
 8. Segel setzen, an die Schoten, Halsen und Fallen!
    
Die entsprechenden Stationen an Deck werden besetzt.
 9. Überhol die Gordings!
    
Alle Gordings der Untersegel, Unter- und Obermarssegel werden losgeworfen.
10. Hol steif!
     Die Lose aus Schoten, Halsen und Fallen wird durchgeholt.
11. Schot vor!
      Die Untermarssegel werden vorgeschotet.
12.  Heiß die Segel!
      Die Obermarssegel werden geheißt.
13. Fallen Untersegel!
      Die Geitaue von Fock und Großsegel werden losgeworfen. Mit den entsprechenden Rahsegeln 
      werden die dazugehörigen Schratsegel gesetzt.
14. Das Setzen der Bram- und Royalsegel wiederholt sich dann in der Kommandogebung wie bei
      Punkt 8 bis 12.

 

Zusammengehörigkeit bestimmter Segel:

a) Marssegel, Untersegel und Besan. Dazu: Innenklüver, , Vorstengestagsegel, Großstengestagsegel
    und Besanstagsegel.
b) Bramsegel--dazu: Außenklüver, Großbramstagsegel und Besanstengestagsegel.
c) Royalsegel--dazu: Jager, Großroyalstagsegel, Besanbramstagsegel und Besantoppsegel.

 

Segelbergen von Luv nach Lee:

Bei schwerem Wetter werden die Rahsegel von Luv nach Lee geborgen. Dabei ist wieder nach dem Grundprinzip der Zusammenhänge zu arbeiten. D.h.  die Schot wird langsam in Richtung des holenden Geitaues mitgefiert. Die Leeschot bleibt zunächst belegt, das Luvschothorn wird wie beschrieben in das holende Geitau eingefiert. Bei den Untersegeln übernimmt der Hals die Aufgabe der Luvschot. Anschließend werden von Luv nach Lee die Gordings soweit dichtgesetzt, wie es die noch stehende Leeschot gestattet. Dann werden unter langsamen Mitfieren der Schot die restlichen Gordings und zuletzt das Leegeitau geholt und festgesetzt. 

 

Segelsetzen von Lee nach Luv:

Hier spielt sich der umgekehrte Vorgang ab. Die Leeschot wird unter gleichzeitigem Fieren des Leegeitaues und der Leenockgoring geholt. Erst wenn die Leeschot nicht mehr geholt werden kann, werden die Gordings entsprechen lose gegeben. Unter langsamem Mitfieren Luvgeitaues wird dann
die Luvschot durchgesetzt bzw. bei den Untersegeln der Hals. Ist das durchgeführt, kann die Luvschot, wenn nötig, nachgesetzt werden.

 

Heißen eines Rahsegels:

Es müssen:
a) die Leebrassen mitgefiert werden (bei vierkant stehendem Topp beide Brassen)
b) die darüber liegenden Schoten losgeworfen werden
c) die Toppsgasten beim Heißen die Gordings gut überholen,

 

Das Dumpen der Untermarsrah:

Soll nach festgemachten Segeln die Untermars gedumpt (d.h. ausgerichtet werden), so geschieht das mittels der Obermarsniederholer, die beim Durchholen die Untermarsrah am entsprechenden Ende der Obermarsrah heranholen, da diese in festen Toppnanten hängt.

 

Reefen:

Reefbar sind: Fock, Großsegel Obermarssegel Bramsegel, Großstengestagsegel.
a) Vor dem Reefen Segel bergen.
b) Reeftaljen an Untersegeln durchsetzen.
c) Steckbolzen scheren.
d) Lose Part des Steckbolzens von vorn nach achtern durch Reefkausch und Auge auf der Rah
    nehmen und nach der Mitte der Rah geben.
e) Steckbolzen mit "alle Mann" steif setzen und das Taljereep durch Reefkausch und Augenbolzen und
    dann mit drei Rundtörns von achtern nach vorn um die Rah scheren.
f) Steckbolzen mit 2 halben Schlägen belegen. 
g) Seitenliek zwischen Reefliek und Rah holen.
h) Dämpfleinen mit Webeleinslipstek am achteren Jäckstag belegen.
i)  Loses Tuch vom Körper weg aufrollen.
j) Die Reefbändsel am achteren Jäckstag werden von oben um das vordere Reefliek genommen und 
   über die beiden Parten (des Reefbändsels) mit einem Kreuzknoten verbunden. 
   Vor dem Aufgeien der Untersegel beide Toppnanten steifsetzen, um ein verkeien der Toppen im
   ganzen zu verhindern.

 

 gfock.gr.topp.med