Moin Moin und willkommen bei
Jack - Tar
Seemännische Handarbeiten - Werkzeuge der Seeleute,
Segelmacher und Takler
Betrachten Sie Seemannsarbeiten aus Tauwerk, traditionell nach alter Seemannsweise ausgeführt. Sie finden auf dieser Seite auch Beispiele seemännischer Handwerkzeuge, die bei der "Zubereitung des Tauwerks zur Taakelasche" an Bord, wie auch in den Segelmachereien und Taklereien an Land benutzt wurden. Natürlich erfahren Sie auch, wie und wo seemännisches Handwerkszeug gebraucht wurde.
Möchten Sie wissen was ein „Flämisches Auge“, ein „Hundepint“, oder ein „Schweinsrücken“ ist und wozu man diese brauchte?
Wollen Sie sehen, wie kunstvoll „Hein Seemann“ einst aus dünnem Garn das Glockenbändsel für die Schiffsglocke oder die Tragegriffe für seine Seekiste knüpfte; wie fein und mühevoll er die Lederscheide seines „Löwen-Messers“ verzierte?
Dann kommen Sie an Bord!
Schauen Sie, was Segelschiffsmänner aus Tauwerk so alles machen konnten.
Lernen Sie die ganz speziellen Handwerkszeuge der Seeleute, Segelmacher und Takler kennen.
Den Fid (Fitt), die Kleedkeule, den Marlspiker, das Fetthorn und den Segelmacherhandschuh,
um nur einige zu nennen.
Doch, vor dem Ablegen, zunächst einige Worte zu mir:
Karl Bareuther, Jahrg.1939
Bergmannslehre, 1955/58
Marineeintritt, 04/1960
MarineOffz. Crew VII/73
Nachdem ich Ende der fünfziger Jahren meine Bergmannslehre abgeschlossen hatte,unsere
Marine wieder "Arbeitsplätze" anbot, und ich zudem in einem Manesse- Büchlein gelesen hatte:
"Die Marine ist der Zufluchtsort der Querköpfe, die Heimstätte der Pechvögel. Hier begegnen die Söhne des Mißgeschicks den Kindern der Trübsal und hier treffen die Kinder der Trübsal die Sprößlinge der Sünde. Bankerotte Börsenmakler, Schuhputzer, Hochstabler und Grobschmiede rotten sich da zusammen; und gestrandete Kesselflicker, Uhrmacher, Schriftsteller, Schuhflicker, Ärzte, Landwirte und Juristen tauschen ihre Erfahrungen aus und plaudern von alten Zeiten."
Herman Melville, Weißjacke
Abenteuerlich las sich das, und sprach mich irgendwie an.
So lernte ich bei der Marine meine ersten seemännischen Gebrauchsknoten, das Spleißen von Tauwerk und einige Zierknoten, die man beherrschen mußte, wollte man das "Bändsel" für seine Bootsmannsmaatenpfeife selbst knüpfen.
Nicht nur das Knoten, Spleißen und Takeln, wie man diese Arbeiten nannte, faszinierte mich, auch die schlichte Schönheit seemännischer Handwerkszeuge hatte mich bald in ihren Bann gezogen.
Wo immer ich auf einen alten Seemann oder Takler traf, ließ ich mir Knoten zeigen, die mir noch fremd waren. Seemannsarbeiten aus Tauwerk, wie sie mir in Museen des In- und Auslandes begegneten, versuchte ich mit zunehmendem Erfolg nachzuarbeiten.
Zu jener Zeit, vor mehr als vierzig Jahren,
hatte ich begonnen seemännisches Handwerkzeug zu sammeln.
Genauer gesagt, Werkzeuge der Seeleute, Segelmacher und Takler.
Irgendwie wurde ich in jedem Hafen fündig, erwarb Werkzeuge und Tauwerksarbeiten in Taklereien, Segelmachereien und in Antik-Geschäften. Was war in all den Jahren aus aller Welt zusammentragen worden?:
Eine Sammlung maritimer Werkzeuge, wie sie kein mir bekanntes Museum in dieser Vielfalt und Qualität besitzt.
Bald, nachdem mein Schiff, das ich fünf Jahre als Kommandant führen durfte, außer Dienst gestellt worden war, endete meine Marinezeit nach fünfunddreißig Dienstjahren. In den Ruhestand versetzt, nahm ich ein wenig von dem, was die Seefahrt mich einst lehrte und ich begeistert weiterentwickelt hatte, als eine schöne Freizeitbeschäftigung mit mir: "Knoten, Spleißen, Takeln" und, eine schöne Sammlung maritimen Handwerkzeugs, die später in mehreren Seefahrts- und Heimatmuseen ausgestellt werden sollte (s. unter" Ausstellungen").
Ja, und schließlich fand die Sammlung einen "festen Liegeplatz" auf dem Museumsschiff "Rickmer Rickmers", Heimathafen Hamburg.
Der Stiftung „Rickmer Rickmers“, in
deren Besitz die Sammlung sich nun befindet, sage ich herzlichen Dank, daß sie das, was mich so viele Jahre begleitete, im Ausstellungsdeck des schon lange zur Ruhe gekommenen Squareriggers so liebevoll zur Schau stellt.
Danke, sage ich auch für die freundliche Erlaubnis, Bildmaterial der Exponate im Internet veröffentlichen zu dürfen.
"Vom Tauwerk und seiner Zubereitung zur Taakelasche"
Für die Arbeit auf Segelschiffen besaßen Tauwerk und dessen Verarbeitung sowie die Kenntnis seemännischer Gebrauchsknoten große Bedeutung, denn nirgendwo anders fanden sie breitere Verwendung als dort.
War das Tauwerk an Bord geliefert, wurde es zur Takelage verarbeitet und auch Pflege und Reparatur lagen in den Händen der Matrosen.
Ständige Kontrolle und Instandhaltung des Stehenden und Laufenden Gutes waren gewissenhaft durchzu-führen, um die Sicherheit von Schiff und Mannschaft zu gewährleisten.
Um die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten aus-führen zu können, war es Voraussetzung, daß die Matrosen mit den verschiedenen Spleißen" (Kurzspleiß, Langspleiß, Augspleiß usw) vertraut waren.
Auch die vielfältigen Methoden der Tauwerksbe- handlung, wie das "Bekleeden" des Stehenden Gutes als Schutz gegen Witterungseinflüsse, das Flechten von "Tauwerksmatten" und des Tausendbeins, die als "Schamfilungsschutz" überall dort dienten, wo Abnutzung durch Reibung an Segeln und Tauwerk entstehen konnte, mußten sie sicher beherrschen.
Die Arbeit an Deck und in der Takelage, das Segelsetzen- und bergen, wie auch die Lade- und Löscharbeiten in den Häfen setzten Kenntnis und sichere Ausführung einer Anzahl von seemännischen Gebrauchsknoten voraus. Seemännische Knoten mußten folgende Eigenschaften besitzen: Zweckmäßig mußten sie sein, gut halten sollten sie und sich leicht und schnell wieder lösen lassen - bei trockenem, wie auch bei nassem Wetter!
Allgemein betrachtet gilt der Begriff "Knoten" für jede mit einem Seil oder Tau ausgeführte Befestigungsart an beliebigen Objekten. In der Seemannssprache gibt es allerdings gewisse Unterscheidungen:
"Stiche. Hierunter verstehen wir, im Gegensatze zu den eigentlichen Knoten, alle jene schleifenartigen Verschlingungen eines Taues oder auch zweier, bei denen das Tau nicht in seine einzelnen Kardeele oder Stränge aufgedreht zu werden braucht. Es giebt sehr viele Stiche und ihre Erlernung gehört zu den ersten Dingen, mit denen sich der junge Seemann zu befassen hat." Albrecht Mühleisen, Seemannschaft, Bremen 1893
Werden beispielsweise zwei Leinen oder Trossen miteinander verbunden,
so spricht der Seemann von einem „Verbindungsstek“ (z.B. Schotstek/ stich, Trossenstek/stich usw.).
Wird eine Leine auf einem „Dalben“ einem „Poller“ oder in einem Ring belegt, so geschieht dies mit einem „Festmacherstek/ stich“ (z.B. Palstek/ stich, Webeleinstek/ stich, Roringstek/ stich usw.).
Das Wort "Knoten" hingegen, gebraucht der Seemann für Knoten, die aus den Kardeelen von Leinen oder Trossen gelegt sind wie, Fallreepsknoten, Taljereepsknoten, Diamantknoten usw.
Wie viele Steke und Knoten der Seemann für seine Arbeit an Deck und in der Takelage tatsächlich beherrschen mußte, ist in keinem Handbuch der Seemannschaft genau vermerkt. Albrecht Mühleisen zählt in seinem Handbuch etwa dreißig, Stiche/Steke und Knoten zusammen, auf. Allerdings werden auch die Tau-Spleiße zu den Knoten gerechnet. Dann wären es einige mehr.
Zählt man die reinen Gebrauchsknoten, so mögen es demnach um die dreißig gewesen sein.
Ausgehend von den wenigen Gebrauchsknoten erfanden Seeleute im Laufe der Zeit viele Zierknoten, die nicht unbedingt an Bord gebraucht wurden, sich aber in der kargen Freizeit großer Beliebtheit erfreuten und zu dekorativen Seemannsarbeiten (Fancy Work) zusammengefügt wurden.
Knoten gibt es seit Menschengedenken. Seemannsknoten offenbar, seit der Mensch es wagte, mit einem schiffbaren „Untersatz“ die Welt hinter dem Horizont zu erkunden.
Der Höhepunkt seemännischer Knotenkunst, also einschließlich der oft kunstvoll gearbeiteten Zierknoten, war in der Zeit der großen Segelschiffe, von etwa Mitte des 19. Jahrhundert bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Als die großen Segelschiffe durch maschinengetriebene Fahrzeuge zunehmend von den Weltmeeren verdrängt wurden, schwand insbesondere die Kenntnis von den Zierknoten dahin.
Die moderne Schiffahrt, mit immer schnelleren Antrieben, ließ die Reisen kürzer und den Rahmen für Selbstbeschäftigung in der Freizeit kleiner werden.
Freizeitangebote wie Bücherkisten an Bord, Radio, Film, TV usw. führten zu einem anderen Freizeitverhalten der Seeleute und verbannten nach und nach die einst so beschauliche Seemanns-Volkskunst aus Tauwerk aus dem "Logis".
Unsere Zeit brachte es mit sich, daß heute wieder einige Großsegler die Meere befahren und Liebhaber alter Segler sich in Museumshäfen finden, um mit oft großem Aufwand ihre Schiffe zu restaurieren und nach gutem Seemannsbrauch aufzutakeln.
Dies mag dazu beitragen, daß Seemannschaft, wie sie in der Zeit der Segelschiffe verstanden wurde, ein wenig erhalten bleibt.
Und dazu gehören ganz besonders der Umgang mit Tauwerk, dessen
Behandlung sowie die Handhabung des seemännischen Handwerkszeugs.
Anmerkung:
Ein " Verzeichnis Seemännischer Wörter ", basierend auf ursprünglicher deutscher Seemannssprache, finden Sie im Glossar; ein Literaturverzeichnis im Impressum.