Plattingschuhe
Zur Zeit der großen Segelschiffe waren nur die wenigsten einfachen Matrosen so begütert, daß sie auf Langfahrten, die sich oft über mehrere Jahre hinzogen, im nächsten Hafen ihre zum Teil unbrauchbar gewordene Arbeitsausstattung beim Schiffsausrüster neu kaufen konnten. Die Heuer war gering und was der "Alte" im Hafen auszahlte, reichte man gerade für den ersten Landgang. So half "Hein Seemann" sich mit seinem Können und dem, was ihm zur Verfügung stand: Er konnte Nähen, kannte die "Flachnaht, die "Rund- und die Bootsmannsnaht", und er verstand, diverse "Plattings" und "Katnings"; Flechtarbeiten aus dünnem "Gut", die er für seine Arbeit an Bord hatte erlernen müssen, zu schlagen. Zur Verfügung standen ihm Segeltuch und Tauwerk. Damit konnte er etwas anfangen. Im Passat und in tropischen Gewässern war es guter Brauch, seine eigenen Sandalen, sogenannte Plattingschuhe, zu machen. Bekannt waren solche , bei welchen Sohle, wie auch Oberteil geflochten waren und andere, deren Oberteil aus Segeltuch und die Sohle aus langen, zusammengenähten "Flachplattings" oder aus einem Mattengeflecht (z.B. Halbschlagkatning) , bestand. In den Schuh eingearbeitet war in der Regel ein auf die Schuhgröße des Besitzers zugeschnittenes Stück Karton, Kork oder Leder, das, wie auch der Innenteil des Schuhes, mit weichem Stoff oder Filz, ausgelegt war.
„Jeder rechte Janmaat nähte sich Plattingschuhe, eine Art Hausschuhe, deren Sohlen mit einem Geflecht von Manilagarn unterlegt wurden. Leicht ist so was am Fuß, es sitzt- wenn kunstgerecht gearbeitet- griffig und man kann darin in der Takelage umherturnen wie ein Artist so sicher. Die eingefuchsten Plattingschuhmacher führten deshalb ein Paar richtiger Holzleisten in der Seekiste mit, sie gehörten zu ihrer Ausrüstung. Allerdings waren die Plattingschuhe schnell ausgetreten, nach einem Monat fleißiger Benutzung nahmen sie eine Form an, die Janmaat als „Jesusgreifer- Sandalen“ bezeichnete.Doch was tat`s. Man machte sich an die Arbeit und nähte sich ein neues Paar zurecht. Segeltuch und Kabelgarn dazu hatte man - natürlich - mitgebracht, und zwar vom "Schiff". Schmidt, Fred: Von den Bräuchen der Seeleute, Verlag Die Brigantine; Hamburg 1962
Es waren nicht nur Plattingsschuhe, die Großsegelschiffsmänner sich selbst fertigten, auch Arbeitsjacken- und Hosen aus Segeltuch wurden von Hand genäht. Doch wurden diese "benäht mit vielen Taschen in allen möglichen Größen für Handwerkszeug und Schlaufen seitlich an den Schenkeln, in die man Pricker und Marlspieker schieben konnte, wollte man bei der Arbeit im Topp schnell einmal die Hände frei haben." Schmidt, Fred, ebenda